Zugegeben: Ich habe gezweifelt, ob ich mich für die Schulung „Storytelling in der Unternehmenskommunikation“ anmelden sollte. Scheint mir doch der Begriff „Storytelling“ als die neueste Kuh, die PR-Agenturen und Corporate-Publishing-Verlage durch das Dorf treiben. Von mir erwarten die Auftraggeber häufig, Geschichten jenseits des klassischen Aufbaus eines Zeitungsmeldung oder eines Zeitungsberichts zu erzählen – muss das jetzt unbedingt Storytelling heißen? Und die Idee, dass eine gute Geschichte viele Leser mehr fesseln kann als die üblichen journalistischen Stilformen, ist älter als das Internet und selbst älter als ich. Wobei die gute Geschichte im Journalismus sich natürlich an die Fakten halten muss.
Doch nun muss ich sagen: Es hat sich gelohnt, dass ich am zweitägige Workshop von Marie Lampert teilgenommen habe. Anregend war allein schon der Austausch mit Kollegen darüber, wie sich die besonderen Schwierigkeiten überwinden lassen, wenn man Geschichten aus der Wissenschaft oder über Forschung erzählen möchte. So sind es Forscher meist nicht gewöhnt, in den Mittelpunkt einer Geschichte gerückt zu werden – schließlich soll es nach ihrer Meinung um die Sache und nicht um sie selbst gehen. Vor allem aber hat Marie Lampert ein paar Werkzeuge vorgestellt, um die Story-Produktion anzuregen: die Mindmap des Aristoteles, die Inseln der Verständlichkeit, die Heldenreise, die Leiter des Erzählens. Nicht alle werden immer zum Einsatz kommen können. Und sicher gibt es auch andere Wege zur Story. Aber es ist gut, wenn man jederzeit zu diesen Werkzeugen greifen kann, um ein Thema aus einer neuen Perspektive zu betrachten oder einen Artikel spannender zu machen.