erschienen in bild der wissenschaft plus im Juni 2008
Die Technik des 21. Jahrhunderts trägt die Vorsilbe „Nano“. Davon sind neben Trendforschern und Börsianern auch viele Wissenschaftler überzeugt – aus guten Gründen.
523-mal schafften die Begriffe Nanotechnologie oder Nanotechnik zwischen 2000 und Anfang 2008 den Sprung in die Frankfurter Allgemeine Zeitung – deutlich häufiger als die „Pharmaforschung“ (83-mal) und selbst als „Dieter Bohlen“ (230-mal). Das verdankt die Technologie, deren Vorsilbe sich vom griechischen Wort für Zwerg ableitet, riesigen Erwartungen: Demnach soll sie den menschlichen Alltag einmal ähnlich revolutionieren wie Dampfmaschine oder Computer. Dabei, so hoffen Unternehmen, gibt es viel Geld zu verdienen – ein heißes Thema also auch für Wirtschaftsmedien. Doch selbst in Feuilletons und Kulturmagazinen findet die Nanotechnologie dank der Visionen einiger Science-Fiction-Autoren
Widerhall.
„Viele Menschen verknüpfen daher mit der Nanotechnologie ausschließlich Zukunftsaussichten. Kaum jemandem ist bewusst, dass jeder von uns ihr heute schon täglich begegnet“, sagt Professor Thomas Schimmel, Sprecher des Kompetenznetzes „Funktionelle Nanostrukturen“ Baden-Württemberg. So enthalten Leuchtdioden (LEDs) raffinierte, nanotechnologisch erzeugte Schichtsysteme, die Strom sehr effizient in Licht umwandeln. Doch LEDs sind nicht nur energiesparend, sondern leuchten bei einem Stromstoß auch schneller auf als herkömmliche Lampen. Daher kommen sie in hochwertigen Autobremslichtern zum Einsatz. Der nachfolgende Fahrer kann aufgrund der gewonnenen Zeit sein Fahrzeug womöglich noch rechtzeitig zum Halten bringen.